Zeno
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*Runtergeranztes, dysfunktionales Unternehmen *
Ich bin jetzt seit ein paar Monaten des öfteren geschäftlich mit der Bahn unterwegs und muss mir mal den Frust von der Seele schreiben.
Als Sohn eines Bundesbahnbeamten durfte ich in den 70 ern noch die guten alten Zeiten kennenlernen, wo bei weitem nicht alles Gold war, was glänzte, aber die Kernkompetenz „ Zuverlässigkeit “ noch ernst genommen wurde. Als sogenannter Fahrschüler war ich fast 10 Jahre auf die Bahn angewiesen- und das hat wirklich geklappt.
Angekommen in der neuen Zeit kann man davon nur träumen! Ich habe jetzt mehrere ICE-Fahrten hinter mir und bin gefrustet bis auf die Knochen.
Meine Erfahrung? Nehmt niemals ICEs mit Umstieg, weil das bei mir nur in einem Fall geklappt hat - bei den restlichen Fahrten ging das in die Hose. Eine gebuchte Reise wird auch gerne mal storniert womit die Reservierung dann auch flöten ist. Der neue Zug ist dann natürlich überlastet und man steht, wenn man Glück hat, im Bordrestaurant, wo natürlich die Kaffeemaschine gerade schlapp gemacht hat.
Die Handy - App ist ebenfalls ein Auto mit eckigen Rädern. Wenn man eine Verbindung sucht kommt man zuerst auf den Punkt Platzreservierung- sich einfach die Preise anzuschauen und dann zu reservieren klappt nur auf dem PC.
Mein Frust wurde dann auf einer wieder mal verpatzten Bahnfahrt durch einen jungen Mann in die Stratosphäre getrieben , als er mir von seinen Erfahrungen mit der japanischen Bahn erzählte. Um es kurz in einem Gleichnis zusammenzufassen: Die haben ein Hightech- Vehikel und wir im Verhältnis dazu eine Museumsbahn. Von den Kategorien Sauberkeit und Akuratesse spreche ich mal lieber nicht.
Ich könnte die Pannenliste locker noch verlängern, habe aber keine Lust mehr dazu. Das werden die Kollegen vom Bahnvorstand sicher gut verstehen. Abschließen möchte ich trotz der ganzen Fundamental- Kritik mit einem Lichtblick enden - ja richtig gehört.
Trotz aller 22.000 Totalverrisse auf Trustpilot möchte ich eine Lanze brechen für die arbeitenden Mitarbeiter. Ich kann hier wirklich mal ein Lob aussprechen. Trotz aller Hemmnisse, die ja die Mitarbeiter an der Basis nicht zu verantworten haben, gibt es hier Leute, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten engagieren. Dafür meinen Dank.
NACHTRAG :
Ich habe heute versucht von Köln entspannt zum Düsseldorfer Flughafen zu kommen und die nächste Pleite erlebt. Die DB App meldete mir, das meine geplante Fahrt ausfällt - okay immerhin. Da hab ich mir gedacht, gut dass ich so schlau war eine Bahn mit Puffer rauszusuchen - man stelle sich vor die knapp geplante wäre ausgefallen! Okay dachte ich , nehme ich noch eine eher - dann kann ja gar nichts passieren. Ich stehe also am Bahnhof und sehe auf der Anzeigentafel meine Bahn- aber ihr ahnt es schon: sie kam natürlich nicht. Es gab auch keine Durchsage- sondern rückstandslos war sie vom zugigen Winde einfach verweht. Na gut muss man also eine andere Bahn auf einem anderen Bahnsteig nehmen- also Umzug zum anderen Gleis. Kaum ist man da, wird auch hier eine krasse Verspätung gemeldet- also nochmal Umzug zu einem anderen Gleis. Und jetzt kommts. Voll ist ja eigentlich schon der Superlativ - aber diese Bahn war soooooo voll, das man eigentlich den guten alten japanischen Leute-ins-Abteil-Reinquetscher gebraucht hätte. Ein kleines Mädchen hat das leider nicht überstanden: sie ist kollabiert und musste sich übergeben - wirklich skandalös, was da passiert ist!!
Nun gut- den Flug gerade noch gekriegt- aber danach ging es mit meinen neuen Freunden von der Bahn weiter. Die Regionalbahn war natürlich annähernd so voll wie die Bahn in Köln und ich muss mein pauschales Lob für die Mitarbeiter relativieren, da am Eingang der Bahn ein übelgelaunter Schaffner stand der die zusammengequetschten Fahrgäste im Kasernenton anraunzte, sie sollten doch mal Platz machen - unterirdisch .
Es ist einfach nur zum heulen und ich bedauere aufrichtig alle Menschen, die auf diesen Saftladen angewiesen sind. Schämen müssten sich alle Verantwortlichen oder besser sollten sie ihre Arbeit 1 mal/Woche live testen 🤮 🤮